Teil des Impact Hub Teams zu sein hat viele Vorteile: Neben einer sinnstiftenden Vision, inspirierenden Menschen und Projekten mit echter Wirkung ist auch ein Netzwerk aus mittlerweile über 100 Hubs weltweit entstanden. Einmal im Jahr treffen sich alle europäischen Hubs zum gemeinsamen Austausch und das bietet nicht nur Möglichkeiten, viele neue Maker – so nennen wir alle, die bei einem Impact Hub arbeiten – mit ihren Erfahrungen und Projekten kennenzulernen, sondern auch ein anderes Land zu bereisen. Dieses Jahr ging es zum European Gathering nach
Georgien: Ein Land voller Tradition, Vielfalt und Herzlichkeit
Das Land am Kaukasus hat eine komplexe Geschichte, die von verschiedenen Reichen und Besatzungen geprägt ist, darunter das Römische Reich, das Osmanische Reich und das Russische Zarenreich. Die georgische Kultur ist stark von der orthodoxen christlichen Religion beeinflusst, die seit dem 4. Jahrhundert eine zentrale Rolle spielt und das soziale Leben sowie die Traditionen prägt. Georgien erlangte 1991 seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion und hat seitdem mit politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen, einschließlich territorialer Konflikte in Abchasien und Südossetien. Kulturell ist Georgien bekannt für seine einzigartige Sprache, Musik, Tanz und Küche, die eine Mischung aus östlichen und westlichen Einflüssen widerspiegelt. Aktuell bemüht sich Georgien um eine stärkere Integration in die westliche Welt, insbesondere durch eine Annäherung an die EU und die NATO, während es gleichzeitig mit internen sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen ringt.
In diesem Jahr fand das European Gathering im Impact Hub Tiflis statt, der seine Türen erstmals 2016 öffnete. Die Räumlichkeiten befinden sich in Fabrika, einem alten Industriegebäude, das wiederbelebt wurde. Dies ist ein beliebter Hotspot, der Künstlerateliers, Geschäfte, Bildungseinrichtungen, den Impact Hub, ein Hostel sowie von Einheimischen betriebene Cafés und Bars vereint. Wenn ihr euch jetzt ein beliebtes Hipster-Szene-Viertel in Berlin vorstellt, dann habt ihr genau das richtige Bild im Kopf.
Vergiss niemals, wo du herkommst
Die letzten, durch Covid geprägten Jahre waren für viele Impact Hubs schwer.
Vor allem in solchen Zeiten stellt sich oft die Frage: Warum mache ich das hier überhaupt? Umso wichtiger war es, über die Anfangszeiten der Impact Hubs zu sprechen. In den ersten Jahren (2006-2012) war es schwierig, einen Kredit für die Gründung eines Impact Hubs zu bekommen. Co-Working kannte niemand, geschweige denn konnte nachvollzogen werden, wie bei 100 verfügbaren Schreibtischen 250 Memberships verkauft werden sollen. Selbst die Boston Consulting Group kannte damals nichts Vergleichbares.
Wir waren die Speerspitze der Bewegung und haben nicht nur ein neues Geschäftsmodell in die Welt getragen, sondern dazu auch eine atemberaubende Community mit unzähligen Erfolgsgeschichten aufgebaut. Genau diese Community hat uns durch die Herausforderungen der letzten Jahre getragen. Und von dieser Community kommt der Auftrag, weiterhin eine solche Speerspitze zu sein – wenn es um Klimaschutz, DEI (Diversity, Equity & Inclusion) und Social Entrepreneurship geht.
Mittlerweile zählt der Hub Kosmos 53 Hubs mit 10.500 Membern und einer kollektiven Reichweite von 10 Mio. Menschen auf 57.000 Quadratmetern in Europa (weltweit mehr als doppelt so viel). Durch diese Leistung sind wir als Netzwerk seit diesem Jahr in die Expertengruppe “social economy and social enterprises” der Europäische Union berufen worden, um unser Wissen und die Stimme unserer Community bei wegweisenden Entscheidungen einzubringen.
Jeder dritte Member rechnet 50% seines Erfolges dem Impact Hub zu
Was durch das globale Netzwerk geleistet wird, ist außergewöhnlich – das ist klar! Damit das auch so bleibt, haben wir uns die 2,5 Tage des Gatherings mit einigen zentralen Fragestellungen beschäftigt:
- Wie können wir in Zeiten vieler und weitreichender Konflikte dennoch lebhafte Communitys aufbauen und erhalten?
- Wie können wir bei wichtigen Themen wie Klimaschutz und DEI vereinen, statt zu spalten?
- Wie können wir als Netzwerk regelmäßiger und stärker untereinander Wissen austauschen und voneinander profitieren?
Dabei haben sich die Vorteile des zentralen Hub-Prinzips “globally connected, locally rooted” gezeigt. Die Vielfalt an Perspektiven und Lösungsansätzen ist der Wahnsinn. Es fehlt uns nicht an Ideen, auch nicht an Menschen, die diese umsetzen. Es ist allerdings schwierig, Ansätze von einer Region auf die andere zu übertragen, da die regionalen Gegebenheiten sehr unterschiedlich sind. Umso wichtiger war es für mich als Vertreter des Hubs in Dresden, während des Gatherings genügend Zeit zu haben, um ganz konkret über den Transfer der verschiedenen Ansätze zu sprechen, Kontakte zu knüpfen und Pläne zu schmieden.
Im Vergleich zu anderen Hubs machen wir schon vieles gut. Gleichzeitig konnte ich durch den Austausch so viele neue Ideen und Handlungsstränge identifizieren, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Unser Netzwerk, bestehend aus Membern und Partnern, ist eine wichtige Basis. Mit unseren Programmen “Business, Baby!” & “SINN” haben wir bereits eine gute Grundlage geschaffen, um noch mehr Diversität in unsere Community zu bringen. Dort wollen wir jetzt ansetzen, das Unterstützungsangebot ausbauen, die Vielfalt steigern und den Austausch in der Community stärker fördern. Das Ziel: Auf diesem Wege eine Zukunft schaffen, in der Menschen und Organisationen gemeinsam für eine gerechte und nachhaltige Welt handeln.
Wo Hass ist, muss auch Liebe sein
Neben den vielen inhaltlichen Perspektiven wirkt vor allem eins lang nach: die emotionale Verbundenheit zu den Makern der anderen Hubs und zu Georgien. Wir alle wurden mit einer selbstverständlichen Freundlichkeit und Gastfreundschaft empfangen, die ihresgleichen sucht. Die Gespräche in den Pausen und beim Abendbrot waren von unfassbarer Offenheit, Verletzlichkeit und Ehrlichkeit geprägt. Abgerundet durch leckeres traditionelles Essen, das immer geteilt und gemeinsam genossen wurde. All das verbindet nicht nur inhaltlich, sondern auch persönlich und ist damit die wichtigste Grundlage für unser Netzwerk. Und gleichzeitig ein Paradebeispiel dafür, worauf es gerade in Krisenzeiten ankommt: Liebe & Freundlichkeit.